Verein zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen gegründet
In Selters hat sich am 3. Mai 2019 ein Verein gegründet, der sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche unbürokratisch fördern und unterstützen möchte. Dies soll ergänzend und im Netzwerk mit anderen Einrichtungen geschehen. Eineinhalb Jahre lang hatte eine Arbeitsgruppe diesen Schritt vorbereitet. Der Verein gab sich den Namen „Backes“. Als erster Vorsitzender wurde Rolf Jung gewählt.
Seit September 2017 trifft sich eine Arbeitsgruppe, die überwiegend aus ehemaligen und aktiven Lehrern besteht, um zu planen, wie man dem Bedarf an sozialer Unterstützung in Selters nachkommen könnte. Es wurden Gespräche geführt mit der Jugendpflege der Verbandsgemeinde Selters, der Grundschule, der IGS, den beiden Kitas und dem mobilen Sorgenbüro. Ein Ausflug nach Frankfurt zur „Arche“ zeigte den Mitgliedern, wie ein solches Projekt angegangen werden kann, wo Probleme zu erwarten sind und welche Chancen darin liegen.
Um herauszufinden, wie groß der Bedarf für eine solche Förderungseinrichtung in Selters ist, führten die Klassenlehrer der IGS Selters, sowie die Leitungen der Kitas und des Hortes eine anonyme Erhebung durch. „Das Ergebnis hat uns ziemlich schockiert“, sagte Daniel Krah, der als Mitglied der Arbeitsgruppe den Prozess der Vereinswerdung moderierte. „bei 46 Prozent, also fast der Hälfte der Schüler, wurde ganz unterschiedlicher Förderungsbedarf festgestellt“. Die geschilderten Defizite seien in ihrer Intensität sehr unterschiedlich, erklärte Krah. Sie zeigten sich im Materiellen, im Verhalten, beim Lernen und bei weiteren Problemen. Dem müsse man aktiv entgegenwirken, darüber waren sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe einig. Der Verein hat sein Wirken auf alle Kinder und Jugendlichen ausgeweitet, die in Selters wohnen oder dort zur Schule gehen.
So schrieb sich der Verein eine Präambel in seine Satzung in der es heißt: „… Ziel ist es, den Heranwachsenden unbürokratisch die aktive und mündige Teilnahme an der Gesellschaft zu ermöglichen. Dazu sollen Benachteiligte identifiziert werden und Hilfen, in Zusammenarbeit mit bestehenden Institutionen, koordiniert und umgesetzt werden.“ Der Verein legt Wert darauf, nicht konkurrierend, sondern im Netzwerk bestehender sozialen Angebote wahrgenommen zu werden. „Wir brauchen den direkten und persönlichen Kontakt zu Kindern und Eltern, jemanden der Wege aufzeigt und ganz unkompliziert Hilfe vermittelt“, sagt Daniel Krah. Dabei möchte man auch ehrenamtliche Mitarbeiter einbinden und sich mit Multiplikatoren vernetzen. In Selters gebe es zwar mehr Kinder und Jugendarbeit als in anderen Gemeinden, aber auch viel mehr Menschen mit Migrationshintergrund und Familien in schwierigen finanziellen Situationen, sagte Jugendpfleger Olaf Neumann von der VG Selters.
„Obwohl wir mit der Vereinsgründung einen großen Schritt getan haben, fängt die Arbeit jetzt erst an“, sagt Rolf Jung. Vieles muss organisiert werden, Regelungen für die Organisation, die Finanzen und den Datenschutz müssen erarbeitet werden. Im Sommer plant man eine öffentliche Auftaktveranstaltung. „Ich möchte, dass jede Familie in Selters Mitglied in dem Verein wird und die wichtige Arbeit für ein gutes Miteinander in Selters auch ideell unterstützt“, sagt Rolf Jung und führt fort: „deshalb werde ich wohl in der nächsten Zeit durch Selters laufen und um Mitglieder werben.“
Warum aber gab man sich den Namen „Backes“, obwohl man nicht weiß, ob es in Selters einen solchen je gegeben hat? Daniel Krah erklärt das so: „Der Backes war ein Ort in vielen Westerwälder Dörfern, an dem die Gemeinschaft vollbringt, was der Einzelne nicht vermag. Früher hieß das, bezahlbares Brot zur Verfügung zu stellen. Der Backes ist pragmatisch, zugänglich, gesellig, sozial und lokal. Alles Eigenschaften, die auch der Verein haben soll.“
Von der Gründungsversammlung gewählt wurden: Rolf Jung als erster Vorsitzender, Sabine Helling-Hannuschke als erste Stellvertreterin, Hanno Steindorf als zweiter Stellvertreter, Ralf Urban als Kassenwart, Silvia Andree als stellvertretender Kassenwartin. Weitere Gründungsmitglieder sind: Stephanie und Daniel Krah, Christina Jung, Manfred Meckel, Sr. Christian Humpert und Ilse Bracher. In der Arbeitsgruppe wirkten weiterhin mit: Christa und Rolf Marx, Holger Wick, Anja Göbel und Dr. Uli Jungbluth.